Interview_Gwendolyn

Interview zu Gwendolyn

Zum Erscheinen des neuen Tonträgers
ein Interview mit Peter



Peter, du befindest dich in deinem 67. Lebensjahr und bist, zumindest juristisch gesehen, schon seit einiger Zeit in Pension. Jetzt veröffentlichst du wieder einen neuen Tonträger. Allein durch diesen Umstand ist erkennbar, dass du nicht wirklich in Pension bist. Was treibt dich nach so vielen Jahren immer noch an?


Es ist die Bessenheit des Spielens, die ungebrochen ist und mich ständig weiter antreibt. Meine Kreativität ist nach wie vor lebendig, in meinem Kopf entstehen noch immer wie von selbst Melodien und sie drängen danach, in Töne auf der Gitarre umgesetzt zu werden. Dazu muss ich selbst nichts beitragen, dieser Prozess läuft heute nach 40 Jahren weiterhin wie von selbst ab, er funktioniert nur etwas kultivierter als früher. Die Musik und die Gitarre, beide Elemente kann man als mein Lebenselixier bezeichnen.



Du wurdest durch die Corona-Pandemie, so wie allen anderen Künstler, von einem Tag auf den anderen vor Berufsbedingungen gestellt, wie du sie in den über 40 Jahren, in denen du bereits als Künstler und Gitarrist auf der Bühne stehst, noch nie erlebt hast. Wie haben sich diese bei dir ausgewirkt?


Diese Zeit war in der Tat einzigartig. Die Gitarre ist neben meiner Berufung auch mein Beruf und ich musste mein ganzes Künstlerleben so manchen Stress akzeptieren, um beides ausreichend unter einen Hut bringen zu können. Corona änderte dies schlagartig. Finanziell hatte ich keine Sorgen, da ich wirtschaftlich schon längst meine Schäfchen im Trockenen habe und durch meine Pensionierung auch abgesichert bin. Die Lockdowns verschafften mir jedoch viel Zeit um nachzudenken und auch, speziell im Winter, besinnlicher und ruhiger zu werden.



Wenn man sich die CD beim ersten Mal anhört, fällt sofort auf: es sind nur Instrumentalstücke darauf enthalten. Warum hast du diesmal auf Gesang völlig verzichtet?


Ich bin kein Sänger, ich bin ein Instrumentalist. Ich wollte schon bei meiner letzte CD Breezy back to the roots und diese zu einer reinen Instrumental-CD machen. Die Umstände haben es aber so gewollt, dass es sich anders entwickelte und mehrere gesungene Stücke sowohl von mir als auch von von meinen Freunden darauf enthalten sind. Diesmal wollte ich jedoch diesen ursprünglichen Plan umsetzen und habe den Tonträger von vornherein als reine instrumentale CD konzipiert und mich immer strikt daran gehalten.



Was ebenfalls auffällt: die gesamte CD wirkt insgesamt sehr entschleunigt. Die neuen Kompositionen haben einen eher langsamen und besinnlichen Charakter. Powerstücke vergangener Jahre sind nur im Ansatz vorhanden, sogar der Kaliyuga Express in der Version 2022 wirkt im Vergleich zur Originalversion aus dem letzten Jahrtausend bedächtig. Was sind die Gründe dafür?


In jüngeren Jahren war es mir ein Bedürfnis, schnelle Power-Nummern zu komponieren und diese anschließend auf der Bühne zum Besten zu geben. Das hat sich mit den Jahren sukzessive geändert. Meine erste langsame Komposition war „Waldviertler Nächte“ und durch dieses Stück lernte ich die Vorzüge der Langsamkeit zu schätzen. Man kann in ruhigen Gitarrenstücken viel mehr Melodie unterbringen und das Gefühl der künstlerischen Befriedigung ist heute weitaus höher als damals nach einer schnellen Wechselbass-Komposition. 



Hatte die Situation um Corona Einfluß auf die Musik, die du in dieser Zeit komponiert hast?


Ja und dieser Einfluss war sogar hoch. Das Komponieren von langsamen Gitarrestücken ist viel zeitaufwendiger als das Schreiben von schnellen Nummern. Die Umstände rund um die Corona-Pandemie verhalfen mir zu viel Zeit. Ich war während den Lockdowns speziell im Winter viel alleine und dieser Umstand verschaffte mir den Luxus, alle neuen Stücke in Ruhe ausarbeiten zu können.



Was bedeutet der Titel Gwendolyn?

Der Name Gwendolyn ist keltischer Herkunft. Er setzt sich zusammen aus gwyn ‚weiß, schön‘ und dolen ‚Bogen, Kreis‘, früher wurde die Mondsichel so bezeichnet. Ein großer Teil der neuen Stücke entstand nachts auf meinem Bankerl in meinem Garten, oft nur beleuchtet von einer Mondsichel. Daher dieser Name.



Auf der CD befindet sich, wie gewohnt, ein Mix aus 

  • ganz neu geschriebenen Gitarrenstücken
  • frühere Kompositionen, die neu in anderer Form eingespielt wurden
  • Arrangements von bekannten Musikstücken
  • Songs von anderen Musikern und 
  • Eigene Songs, die du gemeinsam mit anderen Musikern spielst

Was hat dich zu diesem Mix bewogen?


Generell trachte ich danach, dass ich Stücke, die sich in meinem aktuellen Bühnenprogramm befinden und auf älteren CDs leider nicht mehr erhältlich sind wie z.B. The Foggy Dew, den Kaliyuga Express, der Ohrwurm meinem Publikum wieder anbieten kann.


Der „Stubnhocker Blues“ ist einen neues Stück von mir, in dem ich meine bluesige Seite auslebe. Bei der Aufnahme im Studio unterstützen mich meine Freunde Helmut Bibl auf der e-Gitarre und Carl Kaye mit seiner Pedal Steel Gitarre in Form einer einzigartigen Jam-Session.


Das Instrumentalstück „no rainbows today“ ist eine Reminiszenz auf meinen Freund Michael Chapman, der leider letztes Jahr verstorben ist. Wir haben es gemeinsam 2005 in einem Studio in Nordengland komponiert und eingespielt.


Besonders stolz bin ich auf auf das Harfenstück „Indian summer“. Dies ist von meiner Frau Brigitte komponiert und auch eingespielt worden.



Du hast gleich 4 Lieder wie das „Hobellied“, „Lili Marleen“, „Wochenend und Sonnenschein“ und „Wien bleibt Wien“ eingespielt, die dem volkstümlichen Genre zuzuordnen sind. Was sind die Gründe dafür, warum du traditionelles österreichisches bzw. deutsches Liedergut mit in dein Repertoire aufgenommen hast?


Es war mir immer schon ein Anliegen, dass traditionelle Musik erhalten bleiben soll. Mir ist aufgefallen, dass es von diesen Songs auf YouTube keine instrumentalen Gitarrearrangements gab, also machte ich welche.



Wie geht es bei dir weiter bzw. wie lange hast du noch vor, aktiv Musik zu machen?


Ich genieße es sehr, im Herbst meines Lebens stressfrei musizieren zu können und werde daher auch, solange ich kreativ und gesund bin, weiterhin komponieren, Konzerte und Unterricht für meine Schüler geben, wenngleich auch in einem eingeschränkteren Rahmen als früher. Der zweite Track „Immerfort und weiter“ ist ein musikalischer Hinweis auf dieses Vorhaben.



Ab wann kann die CD bestellt bzw. bei deinen Konzerte käuflich erworben werden?


Die CD kann bei mir wie gewohnt über die Homepage ab dem 10.7 bestellt werden. Ich werde sie in Zukunft auch auf meinen Konzerten mitführen, wo sie ebenfalls käuflich erworben werden kann.


Das Cover stammt von Heimo Gladik und die Fotos wurden von dem Fotografen Reinhard Podolsky gemacht.


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